von TobiasHanser » 07.07.11 10:58
@C-Otto:
Die PH wurde schon geschlossen, lange bevor der Standort Ahornstr. zum Informatikzentrum wurde.
@barfoo:
Nein, die Philosophen waren noch nie in der Ahornstr. Früher war es PH, also Pädagogische Hochschule. Da wurden Lehrer für Primarstufe, Sekundarstufe 1 und Sekundarstufe 2 ausgebildet. Nach dem Ende der PH (auf das sich dieses Graffiti bezieht) wurde die Lehrerausbildung dann von der TH übernommen. Aber nur wenige Fächer und auch nicht mehr alle Schulformen.
Danach waren dann neben Informatikern auch noch BWLer (sogar mehrere Lehrstühle) dort. Internationale technisce und wirtschaftliche Zusammenarbeit war dort. Und bis vor kurzem auch das Politische Institut und das Akademische Auslandsamt.
@heipei:
"wenn man "gestorben" durch "fahren jetzt ein Taxi" ersetzt ists mir auch egal ob da steht"
1. Würde man das tun, dann stünde da, dass die PH jetzt Taxi fährt
2. Ich kann Dich beruhigen: die dort ausgebildeten Lehrer sind alle schon seit vielen Jahren im Beruf und ermöglichen mit ihren Steuerzahlungen u.a. die Ausstattung Deines Studiums
3. Mir ist natürlich klar, dass sich Dein Kommentar auf Philosophie-Studierende bezieht, die angeblich alle später keinen Job finden. Aber auch dieses Vorurteil resultiert aus purer Nichtinformiertheit. Ein kleiner Tipp: schaue mal bei Unternemenesberatungen, wen die so alles suchen. Um nur mal ein Beispiel zu nennen.
4. Wenn man nicht nur Fakten lernt, sondern auch Hintergründe, weiß man auch, dass die Grundlagen der modernen Logik aus der Philosophie stammen. Z.B. von Wittgenstein, Frege, etc.
Und falls Du in Rechnerstrukturen schon mal was vom Quine-McClusky-Verfahren gehört hast: Willard Van Orman Quine war Philosoph. Wenn die basalsten Grundlagen eines Faches so sehr auf Philosophie basieren, sollte man sich über diese Grundlagen nicht lustig machen.
@cracki:
Humbug? Was wäre die Informatik ohne die Logik? Und die Logik stammt aus der Philosophie, auch wenn das manche nicht wahrhaben wollen (siehe Punkt 4 oben).
Allgemein:
Ich finde es immer furchtbar, wenn Studenten anderer Fächer das Informatikzentrum als Nerd-Headquarter oder noch schlimmer titulieren. Oder wenn Informatiker als picklige, blasse Kellerkinder dargestellt werden, die Kontakte nur in der Anonymität des Internet pflegen können und nie ne Frau kriegen (oder allenfalls eine Frau, die nur des Geldes im Job wegen mit ihnen zusammen ist).
Aber die Arroganz mancher Kommilitonen, die meinen, Informatik sei die Krone der Schöpfung und alles andere sei minderwertig, lässt mich zumindest verstehen, warum manche so denken. Auch wenn ich immer versuche, klarzumachen, dass nicht alle Informatiker so sind. Und noch dazu ist es dumm, denn würde man über den Tellerrand blicken, wüsste man, dass die Aussagen- und Prädikaten-Logik (die ja wohl nicht ganz unwichtig für die Informatik ist) von Philosophen wie Wittgenstein, Frege, Quine, etc. kommt. Im Mittelalter gab es gar keine getrennten Mathematiker und Philosophen, das war eins.
Damit keiner auf falsche Gedanken kommt: das Graffiti stammt nicht von mir. Aber endlich mal ein wenig Politik in der öden Exzellenzlandschaft, wo ich oft das Gefühl habe, dass es ein Zuchtbetrieb für gleichgeschaltete Fachidioten geworden ist, die alle kein Interesse und kein Wissen mehr über andere Themen haben und den Blick über den Tellerrand als negativ empfinden.
Ich persönlich liebe Informatik genauso wie Philosophie und Linguistik. Deshalb habe ich auch alles drei studiert.
Und jetzt könnt Ihr mich gerne zerreißen, aber glaubt mir, bei manchen Kommentaren (crackis "Humbug" und heipeis "taxifahrende Philosophen") hat man echt keine Lust mehr, das schlechte Bild der Informatiker bei anderen Studenten gerade zu rücken.
In diesem Sinne: etwas weniger Arroganz und dafür etwas mehr Blick über den Tellerrand der eigenen Disziplin tut allen gut. Und das Beste: es verbessert auch die Berufsaussichten. Mir müsst Ihr nicht glauben, aber fragt mal den "Vater der Aachener Informatik" Prof. Oberschelp oder andere Profs, was sie über Eure Sichtweise Geisteswissenschaften halten...
Viele Grüße,
Tobias Hanser
PS: Durch meine deutlichen Worte möge sich bitte niemand persönlich angegriffen fühlen, aber einiges musste mal gesagt werden, weil die Überheblichkeit einiger weniger gegenüber den Geisteswissenschaftlern allen Informatikern schadet. Ich hoffe, jeder ist kritikfähig genug, um sich sachlich mit meinem Pamphlet auseinanderzusetzen. Sachliche Kritik ist auch gerne willkommen, wenn jemand meint, ich läge falsch. Aber Kommentare wie "Ach, da fühlst sich ein Phisosoph auf den Schlips getreten" muss ich echt nicht kommentieren. Zu solchen Ansichten habe ich alles gesagt. Und ich bin ja kein reiner Phiosoph, sondern auch Informatiker und kenne aus beiden Welten das Gute wie auch Schlechte, das es natürlich in beiden Welten gibt...
Auf die Vielfalt und Interdisziplinarität!!
Zuletzt geändert von TobiasHanser am 07.07.11 11:46, insgesamt 1-mal geändert.