gipsynator hat geschrieben:Es geht sicherlich nicht nur um ein bisschen Putz der an einigen Universitäten von der Decke fällt.
Diese Themen sind wohl eher sekundär.
Ich denke hauptsächlich betrifft es die Bildungsreform, und da diese alle Universitäten betrifft ist dein Standpunkt leider völlig unsachgemäß, vermutlich aus mangelnder Fachkenntnis gepaart mit der Weigerung über dieses Thema überhaupt nachzudenken.
Denk mal lieber selber nach:
Die Forderungen sind u.a. die Abschaffung der Studiengebühren, eine bessere Hochschulfinanzierung durch das Land NRW, die Neuordnung des Bachelor- und Mastersystems, selbstbestimmtes Lernen innerhalb eines breiteren Bildungsangebotes in Hochschulen, sowie in Schulen zusätzlich die Abschaffung von Kopfnoten und des G8-Abiturs.
(von der bildungsstreik aachen Seite)
Natürlich ist der Großteil dieser Dinge in einem gewissen Maße überregional - aber eben der Umgang mit diesen Sachen nicht.
Ich würde mal behaupten, dass der Bachelorstudiengang Informatik an der RWTH sehr gut umgesetzt wurde, insbesondere im Vergleich zum Rest der Republik, zumindest hört man doch ziemlich wenige Beschwerden, die wenn auch nur einzelne punkte betreffen. Das Problem ist also nicht "die Bachelorstudiengänge" im allgemeinen, sondern die spezifische Umsetzung dieser.
Ergo macht es keinen Sinn, einen bundes-, europa- oder weltweiten Streik auszurufen, sondern jeder Student, jede Fachschaft, jede Uni ist für die Probleme, bzw. die "Nicht-Lösung" dieser selbst verantwortlich.
(Die Finanzierungsprobleme lasse ich hier bewusst außen vor, da es unstreitbar zu wenig Geld im Bildungssystem gibt - aber ich bin sowieso eher einer der "alle Subventionen (insbesondere Agrar-) außer sozialer Sicherung (Grundeinkommen) abschaffen und in Bildung reinvestieren"-Typen)
gipsynator hat geschrieben:Dass ein erheblicher Teil der "Studierendenschaft" mit der Reform nicht zufrieden ist, ist nicht erst seit heute bekannt, wobei ich den Begriff Studierendenschaft in bundesweitem Zusammenhang verwende, also keine sinnlose regionale Unterteilung vornehme.
Was für ein Müll. Man kann doch nicht ernsthaft von einem "erheblichen" Teil der Studierendenschaft sprechen, ohne irgendwie massiv größenwahnsinnig zu erscheinen.
Und wie ich oben sagte: eine regionale Unterteilung muss sein - abgesehen von der Finanzierung sind nämlich eben alle Probleme doch auch regional entstanden und wieder zu beheben (Bildung ist Ländersache, Hochschulfreiheitsgesetz etc.).
Und für eine Gesamtkritik am gesamten Bologna-Prozess ist der Bildungsstreik definitiv nicht geeignet (mal ganz abgesehen davon, dass der Bologna Prozess mit Sicherheit nicht rückgängig gemacht wird)
gipsynator hat geschrieben:Ob diejenigen, die dort im Hörsaal sind, nun Skateboard fahren, auf einer Couch sitzen, Kopfrechnen üben oder eine Latex-Fetischparty in Kombination mit hartem Gruppen SM abfackeln ist völlig irrelevant.
Ist es nicht.
Wer ernst genommen werden möchte, muss entsprechend auftreten. Wer so ne simple Sache wie z.B. ein Rauchverbot nicht respektieren kann, muss im Gegenzug auch nicht damit rechnen, respektiert zu werden.
Ich hab das im Rahmen einer der letzten SP-Wahlen an der RWTH beim überfliegen der Wahlzeitung im freundeskreis so dargelegt:
"Hier tritt einer an, der schon im 24ten Semester ist (studiengang weiß ich grad nicht mehr) - wieso sollte ich jemanden wie ihn wählen und über Aspekte meines Lebens entscheiden lassen, der auf den ersten Blick scheinbar nicht mal sein eigenes geregelt bekommt?"
Ähnliche Situation hier:
Wieso sollte ich mich auch nur für die Meinung von jemand interessieren, der "meinen" Hörsaal vollmüllt, vollqualmt und mir meine Möglichkeiten nimmt, zu lernen, was mich interessiert (und auch was mich vielleicht interessiert, aber zum Studiengang gehört)?
Und im besten Fall noch behauptet, dass er dies im Interesse und mit der Unterstützung der meisten Studenten tut, wenn er mit 100 Leuten nen Hörsaal in ner Stadt mit zig tausenden Studenten besetzt. Lächerlich.
gipsynator hat geschrieben:Das ist ein dummer und oberflächlicher Standpunkt, denn keiner der Öko-Aktivisten glaubt daran einen Zug stoppen zu können, es geht nur um die Medienpräsenz.
Na umso besser, wenn das ganze nur ne simple Attention-whoring Aktion ist. Wann werden die "Aktivisten" lernen, dass nicht die Präsenz in den Medien entscheidend ist, sondern Inhalt und Form der Botschaft. Wenn eine Botschaft ernst ist (und ich denke wie gesagt, das insbesondere der Finanzaspekt ein tatsächlich wichtiges Problem ist), muss man sie auch mit der nötigen Ernsthaftigkeit vermitteln.
Und ne Kiffercouch-party mit Twittern und Videoschaltung und lustigem Bannermalen mit Fingerfarben ist da vielleicht suboptimal.
Ich glaube, nur ganz nebenbei bemerkt, die Grünen haben das damals ganz richtig gemacht mit dem Wechsel von ineffektivem Aktivismus zu tatsächlicher Mitgestaltungsmöglichkeit in der Politik.
Zuletzt geändert von Meisterbrau am 13.11.09 19:33, insgesamt 1-mal geändert.